Wissenschaftliche Studien belegen, dass wir etwa 60.000 einzelne Gedanken täglich haben. Davon sind lediglich drei Prozent positiver Natur. Negative Gedanken sind also normal und betreffen jeden von uns – egal, ob wir über die Existenz des Universums grübeln oder darüber, ob wir den Herd ausgeschaltet haben. Wenn belastende, unangenehme, oder angstbesetzte Gedanken oder Bilder in ihrer Häufigkeit und Intensität zunehmen oder immer wiederkehren, kann dies allerdings einen erheblichen Einfluss auf unsere Stimmung, die Schlafqualität und das Stresserleben haben. Der Gedankenstopp ist eine einfache Technik, um mit negativem Gedankenkreisen umzugehen und unser Denken in eine positive Richtung zu lenken. Dabei geht es nicht darum, Sorgen „kleinzureden“ oder Gedanken zu verdrängen. Stattdessen soll die Fähigkeit genutzt werden, sich an schöne Dinge zu erinnern und angenehme Gedanken zu fokussieren.
Beginnen Sie damit, angenehme Themen zu sammeln: Erinnerungen, Momente und Situationen, mit denen Sie positive Gefühle verbinden und über die Sie gerne nachdenken. Dies können z. B. Urlaubs- oder Kindheitserinnerungen, schöne Erlebnisse, Wohlfühlorte oder Hobbys sein. Nehmen Sie sich einen ruhigen Moment, schließen Sie die Augen und konzentrieren Sie sich auf die ausgewählte Situation. Versuchen Sie, sich die Szene möglichst lebhaft vorzustellen. Was sehen Sie? Was fühlen Sie auf Ihrer Haut? Was für Gerüche und Geräusche sind da? Bleiben Sie so lange bei der Vorstellung, bis die Gedanken und Gefühle für Sie spürbar angenehm sind. Mit zunehmender Übung wird sich dieses innere Bild festigen und die ent-sprechenden Emotionen schneller abrufbar werden.
Notieren Sie sich die „Marmeladenglasmomente“, die für Sie die beste Wirkung haben. Diese können Sie nutzen, sobald Sie eine negative Gedankenspirale bemerken – das ist in der Hektik des Alltags manchmal gar nicht so einfach. Unser Denken läuft häufig sehr schnell und unbewusst ab, sodass wir eine Art „Betriebsblindheit“ für unsere Denkprozesse entwickeln können. Wenn Sie eine plötzliche Veränderung in Ihrer Stimmung oder in Ihrem Verhalten bemerken, ist das häufig ein Zeichen, um einen Moment innezuhalten und sich zu fragen: Wo bin ich eigentlich gerade mit meinen Gedanken? Egal ob die Gedankenschleifen quälend bewusst ablaufen oder erst durch solch eine kleine Detektivarbeit aufgedeckt wurden: Wenn unangenehme Bilder oder Gedanken hochkommen, können Sie die Technik des Gedankenstopps anwenden.
Versuchen Sie hierzu die unangenehmen Gedanken zunächst zu unterbrechen. Dies fällt zu Beginn leichter, wenn ein lautes Geräusch mit einer Bewegung verbunden wird. Sie können beispielsweise laut „Stopp!“ rufen, dabei mit dem Fuß aufstampfen, in die Hände klatschen oder lautstark eine Tür schließen. Erlaubt ist, was funktioniert und sich für Sie richtig anfühlt. Wechseln Sie sofort nach Ihrem persönlichen Stopp-Signal zu den angenehmen Bildern und Momenten, die Sie im Vorwege gesammelt haben. Nutzen Sie Ihre Vorstellungskraft, um für etwa 30 Sekunden die verbundenen angenehmen Gedanken und Empfindungen aufkommen lassen. Sollten Sie währenddessen oder danach wieder in einer negativen Gedankenschleife landen, rufen Sie nochmal laut „Stopp!“ und wiederholen den Vorgang.
Sobald Sie mit einem Stopp-Signal zuverlässig die unerwünschten Denkmuster unterbrechen können, können Sie dieses zunehmend alltagstauglicher werden lassen. Statt beispielsweise laut „Stopp!“ zu rufen, können Sie im nächsten Schritt eine normale Sprechlautstärke verwenden, anschließend Flüstern und zuletzt das Wort nur noch innerlich sagen.
Auch beim Gedankenstopp gilt: Übung macht den Meister. Geben Sie sich selbst Zeit und versuchen Sie geduldig zu sein, wenn die Gedankenspirale hartnäckig ist.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!
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