Viele Erkrankungen erfordern oft einen Einsatz mehrerer Medikamente gleichzeitig. Medikamentennebenwirkungen oder -interaktionen aufgrund einer Polypharmazie können zu verschiedenen Symptomen führen.
Die häufigsten Ursachen für eine Polypharmazie sind:
- Multimorbidität mit Erfordernis der Behandlung verschiedener Krankheiten gleichzeitig
- Akute Verwirrtheitszustände
- Verstopfung
- Einschränkung der Nierenfunktion
- Herzrhythmusstörungen/Herzrasen
- Stürze
- Gangstörungen
- Luftnot
- Harninkontinenz
Während eines geriatrischen Aufenthaltes erfolgt regelmäßig auch ein „Medikamenten-Check“ bzgl. der Erfordernis der Vormedikation. Dabei werden auch sogenannte Negativlisten wie PRISCUS oder Positiv-/Negativ-Listen wie FORTA verwendet. Sollten verordnete Medikamente nicht mehr zwingend erforderlich sein, werden diese nach einem systematischen Prozess, Deprescribing genannt, sukzessive in Absprache mit dem Patienten abgesetzt.
Eine leitliniengerechte medikamentöse Therapie jeder Einzelerkrankung führt bei multimorbiden geriatrischen Patienten fast zwangsläufig zu einer Polypharmazie. Die Betroffenen sind aufgrund einer erhöhten Vulnerabilität, d. h. Anfälligkeit für Komplikationen, gefährdet. Dies gilt insbesondere bezüglich Medikamentenneben- und wechselwirkungen mit z. T. gefährlichen und beeinträchtigenden Symptomen. Deshalb sollte eine Multimedikation möglichst vermieden und jedes verordnete Medikament genauestens auf seine Sinnhaftigkeit überprüft werden. Denn gerade die multimorbiden, schwerkranken, geriatrischen Patienten sind oftmals von den entsprechenden Studien, auf deren Ergebnissen die Leitlinien fußen, ausgeschlossen worden, sodass eine Evidenz-basierte Medizin in diesem Bereich nicht immer möglich ist. Stattdessen sind manchmal Pragmatismus und die Zieländerung der Therapie von Heilung auf bestmögliche Lebensqualität und Funktionalität in Absprache mit den Patienten sinnvoll.